European Central Bank - eurosystem
Suchoptionen
Startseite Medien Wissenswertes Forschung und Publikationen Statistiken Geldpolitik Der Euro Zahlungsverkehr und Märkte Karriere
Vorschläge
Sortieren nach

Der digitale Euro und die Bedeutung von Zentralbankgeld

erstmals veröffentlicht am 5. Oktober 2022)

Es gibt zwei Formen von Geld

Der Euro ist die Währung des Euroraums. Mehr als 346 Millionen Europäerinnen und Europäer haben Euro-Banknoten und -Münzen in Form von Bargeld in ihrer Geldbörse und bezahlen bei Online-Einkäufen mit Euro. Eine unserer Aufgaben, neben unserem vorrangigen Ziel der Gewährleistung von Preisstabilität besteht darin, Euro-Banknoten auszugeben und das reibungslose Funktionieren der Zahlungssysteme zu gewährleisten.

Eine Barzahlung ist jedoch nicht dasselbe wie eine elektronische Zahlung: Bei der einen Zahlungsform wird Zentralbankgeld eingesetzt, bei der anderen privates Geld.

Wir alle verwenden die ganze Zeit über beide Formen von Geld. Aber der Unterschied ist wichtig, wenn man nachzuvollziehen will, warum wir einen digitalen Euro brauchen. 

Schauen wir uns das einmal genauer an ...

Was ist Zentralbankgeld?

Das Geld, das wir bei der EZB schaffen, wird als Zentralbankgeld bezeichnet. Bei dem Bargeld in Ihrer Geldbörse handelt es sich um Zentralbankgeld. Banknoten und Münzen sind derzeit im Grunde die einzige Art von Zentralbankgeld, die der Öffentlichkeit zur Verfügung steht.

Zentralbankgeld wird auch öffentliches Geld genannt, weil es von einer öffentlichen Institution – der Zentralbank – ausgegeben wird und folglich durch den öffentlichen Sektor abgesichert ist.

Was ist privates Geld?

Auch Geschäftsbanken schaffen Geld. Das tun sie beispielsweise, wenn sie einen neuen Kredit vergeben und der Betrag dann auf dem Konto ausgewiesen wird. Diese Form von Geld wird als privates Geld bezeichnet. Dazu zählen auch der Saldo, den Sie auf Ihrem Kontoauszug sehen, und die Ersparnisse auf Ihrem Konto. Bei Zahlungen, die Sie mit Debit- oder Kreditkarten oder über einen Online-Zahlungsdienst tätigen, handelt es sich immer um privates Geld. Denn dabei verwenden Sie Geld, das von Ihrer Bank geschaffen wurde.

Aber wie hängen diese beiden Geldformen zusammen?

Wenn Sie Geld abheben, wandeln Sie das private Geld auf Ihrem Bankkonto in Zentralbankgeld um. Anders herum wandeln Sie öffentliches Geld – etwa den 20-€-Geldschein, den Sie zum Geburtstag geschenkt bekommen haben – in privates Geld um, wenn Sie es bei Ihrer Bank einzahlen.

Öffentliches Geld dient als Anker für das Geldsystem. Es ist der Grund, warum Menschen Vertrauen in den Wert des privaten Geldes haben können, das von Banken ausgegeben wird. Ein Unternehmen akzeptiert eine Zahlung mit Ihrer Kreditkarte, weil es weiß, dass es dafür genau denselben Betrag in Zentralbankgeld erhält.

Der digitale Euro schließt die Lücke 

Wir möchten die Vorteile von Zentralbankgeld mit der Art und Weise verbinden, wie die Menschen heutzutage Geld verwenden und damit bezahlen. So könnten wir Ihnen – zusätzlich zu Bargeld – öffentliches Geld in elektronischer Form zur Verfügung stellen. Möglich wäre dies über eine digitale Zentralbankwährung: den digitalen Euro.

Ähnlich wie mit dem Geld auf Ihrem Bankkonto könnten Sie eine Karte oder eine App auf Ihrem Smartphone nutzen, um mit Ihren digitalen Euro zu bezahlen. Aber es würde sich dann um Zentralbankgeld handeln, das von der EZB garantiert und abgesichert wird. 

Vorteile des digitalen Euro

Die Einführung eines digitalen Euro könnte die Digitalisierung fördern und uns dabei helfen, den Anforderungen und Zahlungspräferenzen der Öffentlichkeit nachzukommen. Die Digitalisierung kann wiederum zum Wachstum der Wirtschaft beitragen.

Ein weiterer Vorteil des digitalen Euro besteht darin, dass er die Widerstandsfähigkeit unserer Währung gegenüber unregulierten technologischen Entwicklungen im Banken- und Finanzsektor verbessern würde. Denn diese Entwicklungen könnten die Finanzstabilität untergraben. Dazu zählen beispielsweise Krypto-Werte und alternative Zahlungslösungen, die nicht auf größere Kartensysteme zurückgreifen. 

Bitcoin, Ethereum, Tether und andere „Kryptowährungen“ sind kein Geld

In den letzten Jahren sind weltweit immer wieder neue Krypto-Werte entstanden. Diese werden auch als „Kryptowährungen“ bezeichnet. Der Name ist allerdings irreführend, da sie die drei Funktionen von Geld nicht erfüllen, nämlich die Funktion eines zuverlässigen Tauschmittels, einer Recheneinheit und eines Mittels zur Wertaufbewahrung.

Außerdem werden diese Werte von keiner zentralen Instanz abgesichert oder verwaltet. Es gibt keine Garantie dafür, dass Sie diese Werte bei Bedarf in Geld umtauschen können.

Selbst Stablecoins, also digitale Vermögenswerte, die ähnliche Technologien einsetzen, um dadurch die Volatilität zu reduzieren, sind nicht so stabil, wie behauptet wird. Der Wert eines Stablecoins basiert einzig und allein auf dem Versprechen eines privaten Unternehmens. Die Transaktionen mit Stablecoins sind nicht nur langsam und teuer, ihre Emittenten geben auch nicht klar an, wie Stablecoins genutzt werden können. Mit Sicherheit können Sie damit nicht Ihre täglichen Rechnungen bezahlen.   

Warum wir einen digitalen Euro brauchen

Viele Menschen verwenden immer seltener Bargeld und tendieren zu neuen digitalen Zahlungsmöglichkeiten. Wir wollen die Rolle des öffentlichen Geldes als monetärer Anker sichern und das Vertrauen in unsere Währung bewahren.

Mit der Ausgabe eines digitalen Euro könnten wir das Währungs- und Zahlungssystem stärken. Jeder könnte dann das öffentliche Geld nutzen und überall im Euroraum sicher damit bezahlen.    

NEUGIERIG GEWORDEN?

Mehr zu diesem Themenbereich

Die Schaffung von Geld und die Rolle der EZB

Euro-Banknoten und -Münzen sind Geld, aber auch das Guthaben auf einem Bankkonto ist Geld. Was ist Geld eigentlich? Wie wird Geld geschaffen und welche Rolle spielt die EZB dabei?

Was ist Geld und welche Funktionen erfüllt es?

Mehr zu Bitcoin und zu anderen Krypto-Werten 

Bitcoins gehören zu den Krypto-Werten. Aber was genau ist ein Bitcoin und was sind die Folgen für echte Währungen?

Bitcoin – Was ist das?