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Geld- und Finanzpolitik in einer Währungsunion

Geldpolitik und Finanzpolitik sind grundverschieden, doch ihr Zusammenspiel ist wichtig für die Wirtschaft. Obgleich sie unabhängig voneinander sind, ist es aufgrund neuer Herausforderungen erforderlich, dass sie zusammenarbeiten.

Warum war das Zusammenspiel von Geld- und Finanzpolitik Gegenstand unserer Strategieüberprüfung?

Geldpolitik und Finanzpolitik stützen die Konjunktur auf unterschiedliche Weise

Die Geldpolitik und die Finanzpolitik sind zwei wichtige Instrumente, um die Konjunktur am Laufen zu halten. Beide beeinflussen die konjunkturelle Entwicklung auf ihre eigene Weise.

Ziel der Geldpolitik ist es, die Preise von Waren und Dienstleistungen stabil zu halten. Die Zentralbank soll dafür sorgen, dass die Inflation – also die Rate, mit der sich die Preise für Waren und Dienstleistungen im Zeitverlauf insgesamt verändern – niedrig, stabil und vorhersehbar bleibt.

Unter Finanzpolitik sind wirtschaftliche Entscheidungen der Regierungen zu verstehen. Beispielsweise, ob sie Geld für öffentliche Dienstleistungen, Konjunkturhilfen und den Abbau von Ungleichheiten ausgeben. Das dafür benötigte Geld können die Regierungen über Steuern einnehmen oder an den Finanzmärkten aufnehmen.

Das wichtige Zusammenspiel von Geld- und Finanzpolitik

Geldpolitik und Finanzpolitik funktionieren unterschiedlich. Aber sie greifen auch ineinander, denn Preisstabilität und ein ausgewogenes Wirtschaftswachstum sind zwei Seiten derselben Medaille. Wie wir während der Pandemie sehen konnten, sind sie in Krisenzeiten besonders eng miteinander verflochten. Europa wurde von der Krise hart getroffen. Aber durch eng abgestimmte Maßnahmen konnten Geld- und Finanzpolitik die Lage verbessern. Dank dieses gemeinsamen Ansatzes sind viele Menschen und Unternehmen besser durch die Krise gekommen. Ohne das Zusammenspiel von Geld- und Finanzpolitik wäre der positive Effekt schwächer ausgefallen.

Das Zusammenspiel von Geld- und Finanzpolitik ist wichtig für eine robuste Wirtschaft. Deshalb war es Gegenstand unserer Strategieüberprüfung.

Wie funktioniert das Zusammenspiel von Geld- und Finanzpolitik im Euroraum?

Zentrale Geldpolitik, nationale Finanzpolitik

Geldpolitik und Finanzpolitik müssen Hand in Hand arbeiten, damit die Wirtschaft reibungslos funktioniert. Das ist nicht immer leicht – zumal sie im Euroraum unabhängig voneinander sind. Die Geldpolitik wird von der EZB einheitlich für alle 19 Mitgliedstaaten des Euroraums durchgeführt. Aber die Regierungen dieser Länder treffen ihre eigenen finanzpolitischen Entscheidungen. Für diese Trennung gibt es gute Gründe. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass die Preisentwicklung außer Kontrolle geraten kann, wenn Zentralbanken voll und ganz den Weisungen der Regierungen unterliegen.

Damit sich dies nicht wiederholt, haben sich die europäischen Staats- und Regierungschefs auf einige wichtige Grundsätze geeinigt: Erstens ist die EZB unabhängig. Die Regierungen dürfen der EZB keine Weisungen erteilen. Zweitens darf die EZB den Regierungen nicht direkt Geld bereitstellen. Und drittens müssen die Regierungen gemeinsame Regeln einhalten, um ihre Ausgaben in Schach zu halten.

Neue Herausforderungen erfordern, dass Geld- und Finanzpolitik zusammenarbeiten

Diese drei Grundsätze haben weiterhin Bestand. In den letzten zehn Jahren hat sich aber gezeigt, dass neue Herausforderungen neue Antworten erfordern, sowohl aus der Geldpolitik als auch aus der Finanzpolitik.

Der tiefgreifende Wandel unserer Gesellschaft hat die Funktionsweise unserer Wirtschaft verändert. Er umfasst Trends wie die Globalisierung und die Tatsache, dass die Menschen auf der ganzen Welt länger leben und mehr sparen. Zudem setzte mit der globalen Finanzkrise 2008 eine lang anhaltende Konjunkturschwäche ein. Seitdem ist die Inflation in vielen Volkswirtschaften der Welt zu niedrig, auch im Euroraum.

Die EZB hat auf diese Herausforderungen mit Zinssenkungen reagiert. Sie hat zudem neue Instrumente eingesetzt, um die Preise in diesen schwierigen Zeiten stabil zu halten. Sind die Zinssätze sehr niedrig oder gar negativ, bleibt den Zentralbanken nur wenig Spielraum, um eine schwache Wirtschaft stärker zu stützen.

In einer solchen Situation nehmen Bedeutung und Wirksamkeit von Staatsausgaben zu. Staatsausgaben können dazu beitragen, die Wirtschaft anzukurbeln und die Inflation wieder mit dem Ziel der Zentralbank in Einklang zu bringen. Gemeinsame Anstrengungen von Geld- und Finanzpolitik sind besonders wichtig, wenn die Wirtschaft in der Krise steckt.

Wie wird das Zusammenspiel von Geld- und Finanzpolitik in Zukunft aussehen?

Die wirtschaftliche Lage ist entscheidend

Wie Geld- und Finanzpolitik künftig zusammenspielen, richtet sich nach der wirtschaftlichen Lage. In wirtschaftlich schwachen Zeiten, wenn die Zinsen bereits sehr niedrig sind, ist es sinnvoll, dass Geld- und Finanzpolitik zusammenarbeiten, um der Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen. Ist die Wirtschaft stabil, besteht weniger Bedarf an einer engen Zusammenarbeit. Wenn diese Zeit kommt, sollten die Regierungen für ausgeglichene Finanzen sorgen, damit sie für künftige Herausforderungen gewappnet sind.

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Monetary-fiscal policy interactions in the euro area
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