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Von der Universität zur Notenbank – Marginalien zum Verhältnis von Theorie und Praxis

Rede von Otmar Issing, Mitglied des Direktoriums der EZB
Würzburg, 28. April 2006

Dies ist ein bewegender Augenblick für mich. In diesem Hörsaal habe ich im Wintersemester 1954/55 meine erste Vorlesung gehört: „Der Kampf um den Menschen“ – eine faszinierende Geschichte der Philosophie. Der Ruf des Dozenten lockte nicht nur viele Studenten aller Fakultäten an, sondern auch zahlreiche Bürger dieser Stadt. Um nicht nostalgisch zu werden: Keineswegs alle Professoren der Universität Würzburg übten damals diese Anziehungskraft aus. Nicht zuletzt der abschreckenden Wirkung der einen oder anderen Vorlesung verdanke ich die Erkenntnis, dass ich doch nicht zum Studium der Altphilologie berufen war. Den jungen Kommilitonen also zum Trost – auch, manchmal gerade aus schlechten Vorlesungen kann man einiges lernen. Als pädagogische Handlungsanweisung möchte ich diese Notiz freilich nicht verstanden wissen.

Um es kurz zu machen: In diesem Audi Max habe ich später wichtige Vorlesungen gehört – nicht zuletzt die Allgemeine Volkswirtschaftslehre meines akademischen Lehrers Erich Carell –, bis ich dann hier schließlich selbst Vorlesungen gehalten habe. Eine ganz andere Beziehung zu diesem Hörsaal rührt schließlich aus einem der Stühle hier, den ich gestiftet habe.

Heute ehren mich nun meine Alma Julia und die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät mit diesem Festakt. [Dank an Präsident Haase, Dekan Fehr, Bundesbankpräsident Axel Weber].

Zum Ende meiner Amtszeit in der Europäischen Zentralbank gelten die „wohlwollenden Worte“ zu meiner Tätigkeit nahe liegend dem Geldpolitiker. Ich habe mich daher ganz besonders, lieber Herr Fehr, darüber gefreut, dass in Ihrer Laudatio der Wissenschaftler im Mittelpunkt stand. Hat man die ernsthafte Suche nach der richtigen Antwort auf die Fragen des gewählten Forschungsgebiets einmal zu seiner Lebensaufgabe gemacht, wird man diese Einstellung nie mehr aufgeben, ganz gleich auf welchen Platz man berufen ist. Einmal Wissenschaftler – immer Wissenschaftler. Davon soll mein Vortrag heute handeln.

Zuvor aber noch eine kurze Anmerkung zum heutigen Anlass. Ehrungen, die mit einer stattlichen Jahreszahl verbunden sind, haben immer einen – sagen wir einmal – Beigeschmack. Von Abraham Lincoln wird berichtet, er habe nach einer Beerdingung gesagt: Wenn General So-und-So gewusst hätte, welch großartiges Begräbnis er bekommen würde, wäre er schon sehr viel früher gestorben. Ehrlich gesagt, ich ziehe es vor, den Reden zuhören zu können. Zu den ehrenvollen Worten möchte ich keinen Kommentar abgeben. Meine Erfahrung, gerade bei näherer Kenntnis der betreffenden Personen, geht eher dahin: Allzu heftige Abwehr von Lob ist oft nicht Ausdruck von Bescheidenheit, eher Hinweis auf die gegenteilige Einstellung: „Das war ja wohl das Minimum“. Ich überlasse es Ihnen, wie Sie mein Schweigen interpretieren.

Mit der Massierung ehrender Anlässe in diesen Wochen wird meine Charakterfestigkeit jedenfalls einem harten Test unterzogen. Andere mögen beurteilen, wie ich dabei abschneide. Nach einem langen Berufsleben, den vielen Jahren, in denen die Kritiker sozusagen täglich Gewehr bei Fuß standen, sollte man eigentlich auch einiges Lob unbeschadet überstehen können.

Es ist nicht meine Aufgabe zu erklären, warum die Verantwortlichen soviel Aufhebens machen um einen Mann, der es offenbar nicht sehr weit gebracht hat, von Würzburg am Main, seiner Heimatstadt gerade einmal bis nach Frankfurt am Main. Und doch: Als ich am 2. Juni 1998 in Frankfurt in den Aufzug stieg und mein Büro im 34. Stock des Eurotowers betrat, bemächtigte sich meiner beinahe körperlich das Bewusstsein: Jetzt bist Du in „Europa“ angekommen, verantwortlich für eine historisch einmalige Aufgabe. Es gilt dem Euro, vor dessen voreiliger Einführung du selbst lange gewarnt hattest, zum Erfolg zu verhelfen. Es gilt das Versprechen einzulösen, das die Politik den Bürgern gegeben hatte: Der Euro soll nicht nur die gemeinsame Währung von inzwischen über 310 Millionen Menschen werden, sondern auch eine stabile Währung.

Heute, über sieben Jahren später, ist der Euro Alltag, von Irland bis nach Griechenland, von Finnland bis nach Portugal. Seine Stabilität steht außer Zweifel, auch wenn es die Deutschen –aber auch andere- noch nicht recht wahrhaben wollen: Die Stabilität der Kaufkraft der neuen Währung übertrifft – jedenfalls bisher – die der D-Mark während ihrer rund fünfzigjährigen Existenz. Der Euro hat sich weltweit als zweitwichtigste Währung nach und neben dem US-Dollar etabliert. Anleger aus aller Welt setzen auf seine dauerhafte Stabilität. Zur Popularität des Euro nur eine Anekdote, die vor einiger Zeit durch die Gazetten ging: Auf einem Parkplatz in Florida schlug der Schauspieler Omar Sharif einen Parkwächter nieder. Der Grund: dieser wollte Euro nicht als Zahlungsmittel akzeptieren. Ich kann hier versichern, weder stehen wir hinter solchen Methoden noch führen wir Schauspieler auf unserer Gehaltsliste.

Zweifelsohne liegen noch schwierige Herausforderungen vor uns. Das gilt nicht nur für den Euro und die Europäische Zentralbank. Wie die Reaktionen der Bürger in Frankreich und den Niederlanden im letzten Jahr in den Referenden demonstriert haben, stößt das Wort „Europa“ gegenwärtig weithin eher auf Ablehnung als Zustimmung Bei allen Problemen und verständlichen Gründen für eine skeptische Haltung gilt es doch nicht die furchtbaren Erfahrungen der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts zu vergessen, die am Anfang des Prozesses der europäischen Integration standen. Gestatten Sie mir dazu über ein persönliches Erlebnis zu berichten, das mich bis heute bewegt. Beim gemeinsamen Mittagessen mit dem damaligen Vizepräsidenten Christian Noyer kamen wir auf den Zweiten Weltkrieg zu sprechen. Dabei stellte sich heraus: Zur gleichen Zeit, als sich sein Vater in deutscher Kriegsgefangenschaft befand, war mein Vater Soldat in der deutschen Besatzungsarmee in Frankreich. Etwas mehr als 50 Jahre später arbeiteten nun deren Söhne zusammen, um einem europäischen Projekt, dem Euro, zum Erfolg zu verhelfen. Im Übrigen: inzwischen kommen meine Mitarbeiter aus den 25 Ländern der EU.

Doch der Reihe nach.

Zwischen meinem Abschied von der Universität und dem Beginn meines Wirkens in der Europäischen Zentralbank lagen knapp acht Jahre Deutsche Bundesbank. Damals, im Sommer 1990, als mich aus heiterem Himmel die Anfrage aus Frankfurt traf, fühlte ich mich im ersten Augenblick einerseits geehrt, im Nachdenken aber eher geneigt, nein zu sagen. Warum sollte ich das aufgeben, was ich als die Erfüllung meines beruflichen Lebens ansah – die Universität, die Wissenschaft, den Kontakt mit immer neuen Generationen junger Menschen? Meine Frau hat meine Entscheidung für die Notenbank stark beeinflusst – nicht ahnend, welch hohen Preis im privaten Leben wir beide und vor allem sie würde zahlen müssen.

Ausschlaggebend war die Zusage, dass ich vom ersten Tag an im Direktorium die Verantwortung für den für die Geldpolitik zentralen Bereich Volkswirtschaft übernehmen würde. Die geldpolitischen Entscheidungen vorzubereiten, die Strategie der Notenbank zu überprüfen und gegebenenfalls weiterzuentwickeln, das wichtigste Instrument der Kommunikation, den Monatsbericht zu gestalten, waren Aufgaben, bei denen in jeder Phase ökonomischer Sachverstand gefragt war.

Mit der Berufung in das Direktorium der Europäischen Zentralbank wiederholte sich einerseits die Zuordnung meiner Verantwortung, andererseits aber stieg deren Dimension um ein Vielfaches. Es blieben nur sieben Monate Zeit, um die Übernahme der geldpolitischen Kompetenz von so weltweit anerkannten Institutionen wie der Deutschen Bundesbank zu übernehmen. Erst am 2. Mai 1998, also nur wenige Wochen vor Gründung der EZB, hatten die Staats- und Regierungschefs nicht nur die ersten sechs Mitglieder des Direktoriums bestellt, sondern auch die 11 Mitgliedsstaaten bestimmt, die ab 1. Januar des folgenden Jahres die Währungsunion bilden sollten. Was wussten wir aber überhaupt über diesen Wirtschaftsraum? Am Anfang empfanden wir allein den Mangel an statistischen Daten bedrückend. Von diesem Mangel ganz abgesehen, wie waren die Daten zu interpretieren? Nicht zuletzt: wie würde die – gerade in Deutschland – weithin skeptische Öffentlichkeit auf das Verschwinden der vertrauten nationalen Währung reagieren? Wie würden die Investoren – im Zeitalter globalisierter Finanzmärkte – auf den Euro, die neue Währung, das unbekannte Wesen ansprechen? Mit Abwarten, gar Flucht in fremde Währungen und andere Anlagen? Wie konnten wir, als neue, unbekannte Institution, Vertrauen in unsere Politik erwarten, in die Stabilität des Euro – nicht nur bei der Einführung, sondern weit in die Zukunft reichend auf fünf, zehn und mehr Jahre, wie es für langfristige Anlageentscheidungen erforderlich ist?

Wie aber gestaltet man Geldpolitik für eine neue Währung in einem so heterogenen Währungsraum, für den Euro als zentrales Element eines historisch einmaligen Experimentes? Gehören Staatsgebiet und Währungsgebiet nicht untrennbar zusammen? Wir kennen aus der Geschichte das Prinzip: Ein Staat – eine Währung – und umgekehrt. Jetzt aber: Eine Währung, eine Notenbank – aber 11, inzwischen 12 (und in nicht allzu ferner Zukunft noch mehr) nationale Regierungen?

Würden sich die Regierungen an die vereinbarten Regeln des Stabilitäts- und Wachstumspaktes halten? Würden die Tarifpartner in ihren Lohnvereinbarungen berücksichtigen, dass Abwertungen der eigenen Währung nicht mehr im Arsenal wirtschaftspolitischer Instrumente verfügbar waren? Fragen über Fragen.

Will ich das mir selbst gestellte Thema nicht verfehlen, sollte jetzt irgendwann die Wissenschaft wieder ins Spiel kommen. Und in der Tat, dies war eine besondere Stunde der Wissenschaft. In bewährten Institutionen fährt man im Allgemeinen am Montag zunächst einmal weiter, wo man am Freitag aufgehört hat. Für uns in der Europäischen Zentralbank gab es keinen Freitag – alles war Montag, alles Anfang.

Ohne Rückgriff auf wissenschaftliche Erkenntnis und praktische Erfahrung mit der Geldpolitik erfolgreicher Notenbanken konnte der bevorstehende Beginn nicht gelingen. Die ersten Monate verkörperten für mich die aufregendsten, anspruchvollsten und verantwortungsträchtigsten Momente, die es im Leben eines Ökonomen geben kann. Lassen Sie mich dafür ein Beispiel heranziehen. Wie sollte die neue Notenbank ihre Geldpolitik beginnen? Nach der Methode von Versuch und Irrtum, weil wir doch so wenig wussten, wissen konnten, wie unsere Maßnahmen sich auf das neue Währungsgebiet auswirken würden? Wie Sie wissen, haben wir uns im Rat der EZB dafür entschieden, eine neue geldpolitische Strategie zu entwickeln, diese der Öffentlichkeit im Herbst 1998, also noch vor Beginn der Währungsunion vorzustellen und uns auf eine Definition der Preisstabilität – Preissteigerungen pro Jahr unter zwei Prozent, auf mittlere Sicht – zu verpflichten. Dahinter standen Berge von Texten, intensive, lange Diskussionen mit einer Gruppe exzellenter Ökonomen aus ganz Europa aus meinen beiden Bereichen Volkswirtschaft und Forschung, die ich für diesen Zweck ausgewählt hatte. Es galt, eine Lösung für ein ganz neues Problem zu finden. Wo anders als in der Wissenschaft, mit wissenschaftlichen Methoden und in der Bewertung empirischer Ergebnisse sowie praktischer Erfahrungen konnten wir Orientierung erwarten? Ich werde nie den sehr späten Abend vergessen, in dem ich wieder in diese jungen, ernsthaften, kritischen und doch erwartungsvollen Gesichter blickte. Mein Kommentar kam ganz spontan: „Es kommt mir vor wie in einem Seminar an der Universität. Zwei Elemente sind allerdings grundverschieden: Erstens, die Zeit drängt, wir müssen ein Ergebnis erzielen; zweitens wir müssen uns der Verantwortung bewusst sein: Was am Ende unserer Überlegungen steht, kann Wirklichkeit werden und das Wohlergehen von hunderten von Millionen Menschen beeinflussen.“

Dies war ein besonderer Moment, in dem Wissenschaft und Politik ineinander greifen. Die Wissenschaft, jedenfalls in den Disziplinen, die sich mit Wirtschaft und Gesellschaft befassen, kann niemals endgültige Antworten geben. Die Notwendigkeit der Politik zu handeln reicht immer weiter als die Fähigkeit zu erkennen. Wenn der Wissenschaftler noch zögert, nach der besseren oder überhaupt nach der richtigen Antwort sucht, muss der für Politik Zuständige handeln. Stellen Sie sich einmal vor, wir hätten eine Sitzung des EZB-Rates abgesagt, weil wir die Analyse noch nicht abgeschlossen haben – oder hätten gar um Verschiebung des Beginns der Währungsunion ersucht, weil noch so viele Fragen ungelöst bleiben?

Diesen quasi ewigen Konflikt hat Goethe mit seinem Verdikt angesprochen: „Der Handelnde ist immer gewissenlos, es hat niemand Gewissen als der Betrachtende“. Schön formuliert, was man vom großen Dichter auch erwarten kann, und doch am Ende wenig hilfreich. Nichthandeln ist nun einmal nicht nur keine Option, um das Gewissen zu beruhigen, es ist noch nicht einmal eine Möglichkeit an sich. Würden wir im Rat aus Gewissensgründen ab sofort jedes Handeln einstellen, wäre dies eine Entscheidung für den status quo ad Calendas Graecas. Wem sollte dabei erlaubt sein, ein reines Gewissen zu haben?

Für den Handelnden gilt Max Webers Postulat der Verantwortungsethik: Es gilt, die Konsequenzen alternativer Entscheidungen gegeneinander abzuwägen, ohne Aussicht, jemals vollständige Gewissheit zu erlangen. In dieser unabwendbaren Schwäche der Wissenschaft sehen die so genannten Praktiker – in der Sprache des Sports gesprochen – eine Steilvorlage für ihren Vorrang. In der Sache hat freilich schon Kant ein endgültiges Urteil gefällt in seiner Abhandlung mit dem bezeichnenden Titel „Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, langt aber nicht für die Praxis“, eine in „spruchreichen und tatleeren Zeiten verbreitete Maxime“.`… „Indes ist doch noch eher zu dulden, dass ein Unwissender die Theorie bei seiner Praxis für unnötig und entbehrlich ausgebe, als dass ein Klügling sie und ihren Wert für die Schule … einräumt, dabei aber zugleich behauptet, dass es in der Praxis ganz anders laute…“

John Maynard Keynes, der vom Beginn seiner Laufbahn an die Nähe zur Politik gesucht und großen Einfluss auf diese ausgeübt hat, scheute nicht vor kräftiger Sprache zurück: „Praktiker, die sich ganz frei von intellektuellen Einflüssen glauben, sind gewöhnlich die Sklaven irgendeines verblichenen Ökonomen. Wahnsinnige in hoher Stellung, die Stimmen in der Luft hören, zapfen ihren wilden Irrsinn aus dem, was irgendein akademischer Schreiber ein paar Jahre vorher verfasste. Ich bin überzeugt, dass die Macht erworbener Rechte im Vergleich zum allmählichen Durchdringen von Ideen stark übertrieben wird.“ Doch zurück zur Europäischen Zentralbank und ihrer Geldpolitik. Der Gefahr, als „Sklaven irgendeines verblichenen Ökonomen“ zu agieren, waren wir nicht ausgesetzt. Wie stand und steht es aber mit den lebenden Vertretern der Zunft?

Nicht zuletzt dank der großartigen Entfaltung unserer Forschungsabteilung und des Zusammenwirkens so vieler exzellenter Ökonomen waren wir bestens gerüstet, den Stand der Forschung zu verstehen und zu beurteilen. Gleichzeitig konnten wir von Anfang an die führenden Köpfe des Faches bewegen, nach Frankfurt zu kommen und in teils längeren Forschungsaufenthalten mit uns so gut wie alle einschlägigen Fragen zu diskutieren. Es entspricht dem Selbstbewusstsein mancher führender Akademiker – und manchmal noch stärker der Selbsteinschätzung solcher mit bescheidenerem Oeuvre–, auf unmittelbare Umsetzung ihrer Ideen zu drängen.

Hier wird beinahe täglich die Nahtstelle zwischen der Politik, in unserem Falle der Geldpolitik, und der Wissenschaft sichtbar. Hier trennen sich Wissenschaft und Politik und treffen sich gleichzeitig in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit. Der Geldpolitiker muss einerseits den Fortschritt der Wissenschaft laufend beobachten und verstehen, andererseits muss er sich davor hüten der Versuchung zu erliegen, bei der Umsetzung theoretischer Überlegungen die Grenzen der zugrunde liegenden Erkenntnis und mögliche negative Konsequenzen des Handelns zu übersehen.

Meine Aufgabe in der Notenbank habe ich genau darin gesehen, eine Brücke zwischen Wissenschaft und Geldpolitik zu schlagen – und diese in beiden Richtungen ständig zu begehen. In die eine Richtung die Ideen der Theorie nach ihrer Brauchbarkeit und Tragfähigkeit zu überprüfen und das Ergebnis dieses Vorgangs in den geldpolitischen Entscheidungsprozess einzubringen. In der anderen Richtung aus den Erfahrungen und Erfordernissen neue Fragen und Ideen in die ökonomische Analyse und Forschung einzuspeisen.

Kann man sich eine faszinierendere Aufgabe für einen Ökonomen vorstellen, zumal wenn es dabei um Konzeption, Start und erste Jahre Geldpolitik für eine neue Währung geht? Unsere Konferenz in der EZB Mitte März diesen Jahres stand unter dem auf mich gemünzten Motto“ Monetary policy: a journey from theory to practice“. In diesem Sinne: Eine lange Reise kommt an ihr Ende. Wie könnte man sie schöner beschließen als in dem Hörsaal, in dem vor mehr als fünfzig Jahren alles begonnen hat.

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