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Interview: Frankfurter Allgemeine Zeitung

11. Oktober 2010

Interview von Jean-Claude Trichet, Präsident der EZB,
Sonderbeilage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über die „Kulturtage der EZB – Niederlande 2010“

1. Was verbinden Sie spontan mit der niederländischen Kultur?

Meiner Meinung nach zeichnet sich die niederländische Kultur durch Offenheit und Modernität aus, was auf der Geschichte der Niederlande gründet und in vielerlei Hinsicht für die Gesellschaft in den Niederlanden prägend ist. Das Hinausschieben von Grenzen und Erforschen neuer Wege sind wichtige Komponenten der niederländischen Gesellschaft und Kultur. Diese Elemente kommen häufig in der Kunst am stärksten zum Ausdruck. Moderner Tanz, Architektur, Design, Literatur und Film sind nur einige unter vielen künstlerischen Disziplinen, in denen die niederländische Kreativität überragend ist. Ich freue mich ganz besonders, dass all diese Disziplinen sowie erstklassige Darbietungen in den Bereichen Musik und Theater im Mittelpunkt des diesjährigen Programms der Kulturtage der EZB stehen, das in enger Zusammenarbeit mit der Nederlandsche Bank zusammengestellt wurde. Und natürlich darf man auch nicht die Bedeutung des Goldenen Zeitalters der Niederlande für die europäische Geschichte und Kunst außer Acht lassen, wenn man über die niederländische Kultur spricht.

2. Welche Rolle spielen Kunst und Kultur für Ihr persönliches Wohlbefinden?

Kunst und Kultur sind von grundlegender Bedeutung für das Verständnis unserer Wurzeln und unserer Geschichte. Sogar noch wichtiger ist der Beitrag, den Kunst und Kultur dazu leisten, dass wir mehr voneinander erfahren und uns besser kennenlernen. In unserer zunehmend komplexen und sich schnell verändernden Welt ist dies für den effizienten Umgang mit globalen Herausforderungen unerlässlich. Ich finde es auch faszinierend, wie sehr neue Technologien unseren Zugang zum unermesslich reichen kulturellen und künstlerischen Welterbe erleichtert haben.

Ich persönlich habe mich übrigens schon immer sehr für Poesie und Literatur interessiert; auch Musik und Bühnendarbietungen, wie zum Beispiel Tanz-, Oper- und Theateraufführungen, schätze ich sehr.

3. Worauf freuen Sie sich in diesem Jahr besonders?

Jedes Jahr haben die Kulturtage der EZB einen eigenen, ganz besonderen Charakter. Die große Vielfalt der Veranstaltungen erstaunt mich immer wieder. Jahr für Jahr ist es erneut ein Vergnügen, neue Talente zu entdecken und renommierte Künstler in Frankfurt zu begrüßen. Ich möchte hier deshalb meinem Vorgänger, Willem Duisenberg, der die Kulturtage eingeführt hat, Anerkennung zollen.

Ich freue mich sehr auf alle 22 Veranstaltungen, die die zahlreichen Facetten der niederländischen Kultur widerspiegeln. Es ist mir eine besondere Freude, dass es uns die Stadt Frankfurt am Main erstmals in der Geschichte der Kulturtage ermöglicht hat, eine Veranstaltung in der Frankfurter Paulskirche abzuhalten. Das Bläser- und Streicherensemble des Königlichen Concertgebouworchesters wird somit am 30. Oktober an diesem namhaften und ehrwürdigen Ort auftreten. Wir sind der Stadt Frankfurt am Main sehr dankbar für diese Ehre, zumal es sich bei diesem Konzert um eine Wohltätigkeitsveranstaltung handeln wird.

4. Was macht Ihrer Meinung nach die Europäer aus?

Die Europäer haben eine gemeinsame Geschichte, die durch außerordentliche Erfolge, enorme Herausforderungen sowie durch dramatische Ereignisse geprägt ist. Sie haben sich dafür entschieden, auf der Grundlage von tiefer Freundschaft, Frieden und Wohlstand auch eine gemeinsame Zukunft zu teilen, was die Integration Europas in den vergangenen 60 Jahren vorangebracht hat. Bei der EZB sind wir stolz darauf, dass wir für die Gewährleistung von Preisstabilität für unsere 330 Millionen Mitbürgerinnen und Mitbürger im Euroraum verantwortlich sind und so zum Wohlstand der gesamten Europäischen Union beitragen. Angesichts ernsthafter globaler Herausforderungen können wir Europäer nur dann Erfolge und Fortschritte erzielen, wenn wir im Einklang mit dem europäischen Ideal und getreu der Devise „Einheit in Vielfalt“ vereint sind. Mit den Kulturtagen wollen wir das Bewusstsein für die kulturelle Vielfalt in der Europäischen Union schärfen und die Einheit fördern.

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Europäische Zentralbank

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